Wendisches Mädchen mit Pfau

Mutter Natur

Anja Mattenklott: "Wendisches Mädchen mit Pfau", 2021, 40 cm x 50 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand
Anja Mattenklott: "Wendisches Mädchen mit Pfau", 2021, 40 cm x 50 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand

Dieses Bild hat viele Ebenen und Bedeutungen für mich. Ich kann es nicht recht erklären. Es war auf einmal da und malte sich größtenteils unterbewußt. Als Muster- Vorlage hatte ich eine Lithographie von William Krause von 1912. "Wendisches Mädchen", in Schleifer Tracht wie sie in sieben sorbischen Dörfern der Oberlausitz getragen wird.

Trachten sind die feierlichste Kleidung, die Menschen anlegen, sie drücken eine Würde, Tiefe und Schönheit aus, zeigen den sozialen Status und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft an, spiegeln das menschliche Sein in Verbindung mit seiner heimatlichen Natur. In so einem Gewand ist man aus dem Alltag herausgehoben auf eine fast magische Ebene.

Eine Ebene könnte sein, daß ich es bin, die in Tracht ihren ehemaligen blauhaarigen Freund im Pfauenkleid an ihr Herz drückt. Die Linde als Baum der Liebe mit ihren herzförmigen Blättern unterstreicht das.

Der Pfau ist aber auch ein Schatz. Der Schatz des Lebens an sich. In die Federaugen malte ich Symbole wie das Sonnenrad, Wassertropfen, Erde, keimende Samen, Blüte, Tod und die Schlange. Die ewige Verwandlung aus und mit den Elementen. Wir halten die Natur in unseren Händen. Sie ist unser größter Schatz. Ohne sie sind wir alle dem Tod geweiht. Wir sind für sie verantwortlich, für ihren Erhalt und gleichzeitig erhält sie uns und schenkt uns das Leben, die Schönheit und manchmal bringt sie den Tod.

Zwischen Himmel und Erde, über dem Wasser flimmern Frauengesichter in Sternen. Sie funkeln für die vielen als Hexe diffamierten, gequälten und getöteten Mädchen und Frauen. So wie die Natur wurde und wird das Weibliche bekämpft, beschmutzt, zerstört, beschnitten und abgewertet.

Die Körper, die neues Leben gebären, die verletzlicher sind, die Zuflucht spenden, die nähren und halten und aufnehmen.

Seltsame Systeme versuchen immernoch einen Ersatz für die Natur zu finden und sich unabhängig zu machen von der Natur. Alle technische Entwicklung geht dahin. Als nächstes wird der Mond erobert und erste Claims abgesteckt. Ich fordere auf, das Erobern einzustellen und zu erkennen, was wir haben und zu erhalten, was wir haben mit Liebe und Respekt.

Denn es gibt für die Natur keinen Ersatz für uns, so wie es für die Liebe keinen Ersatz gibt.

 

 

 

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam, 24. und 26. 07. 2021