Bretone mit Ferkel

Die Freude

Dieses Bild ist ein Heilbild. Ich widme es meinem Großvater mütterlicherseits.

Praktisch hat er keinen Bezug zur Bretagne, aber ich mag die dortigen Trachten.

Sie geben den Menschen etwas Feierliches, was sie aus dem Alltag heraus auf eine höhere Seins-Ebene hebt.

 

Ich verarbeite hier belastende Teile der Gefühlsgeschichte meines Familienzweiges, die ich in meinem Körper

bis heute gespeichert habe, auch wenn ich selbst erst 30 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges geboren bin.

 

Anja Mattenklott, "Bretone mit Ferkel", 50 cm x 70 cm , Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2022-2023
Anja Mattenklott, "Bretone mit Ferkel", 50 cm x 70 cm , Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2022-2023

Mein Großvater erlebte zwei Weltkriege (zwei erstarrte Skelette), den Tod seiner ersten Frau und Kind bei der Geburt (die Kreuze), die Gründung einer neuen Familie mit meiner Großmutter, die insgesamt 10 Kinder gebar (der Herzenbogen), von denen drei noch in der Kriegszeit starben (Sterne) .

Er überlebte die polnische Besatzung, die russische Besatzung, mußte seinen Hof, seinen Boden und seine Heimat verlassen, überlebte die Flucht von Pommern nach Mecklenburg um 1945 (in Todesangst rennendes Skelett) und arbeitete dort bis zur Rente als LPG-Schweinemeister.

Über all das hat er mit mir nie gesprochen.

 

Daß es sich bei meiner Familiengeschichte um ein gesellschaftliches kollektives Trauma handelt, das bis in die gegenwärtigen Generationen wirkt, wurde mir erst bewußt, als ich mich mit meinen eigenen unerträglichen und unerklärlichen Gefühlszuständen gezielt auseinandersetzte.

In Gruppentherapieformen wie Familienstellen (z.B. bei Miggi Wössner), durch Beschäftigung mit Literatur über Kriegskinder und Kriegsenkel (z.B. Sabine Bode), neuesten Wissensständen der Traumaforschung und -Therapie (z.B. Bessel van der Kolk, Verena König, Susanne Marx), spirituellen Lehrern (z.B. Thomas Hübl, Gopal Norbert Klein) und dem Hirnforscher Gerald Hüter wurde mir deutlich, wie sehr sich unsere Schicksale in den verschiedenen Altersgruppen ähneln und daß wir keineswegs allein sind mit unseren jetzigen Lebensproblemen.

 

Im Traumawald, wo das Kind in den Brunnen fällt (mitte rechts) stelle ich fest, daß es Dinge gibt, die nicht zu ändern sind und mit denen ich leben muß. Und ich lerne, daß zum Beispiel aktives, bewußtes Trauern versteinerte Herzen in den Liebes- und Lebensfluß zurückbringen kann. Ich lerne, daß traumatisierte Männer und Frauen ihre Familien traumatisieren und sich das über Generationen fortsetzt.

Bis wir nicht bewußt in einen Heilungsprozess gehen.Wir können alte, störende Muster und Energien erkennen und loslassen und neue heilsame Informationen in unser System integrieren. Traumaerfahrungen können sich in Stärken transformieren (die Rinder am Brunnen).

Wir kommen ins bewußte Fühlen, was gerade in uns ist.

So, daß wir uns selbst und die Geschlechter in Harmonie miteinander bringen können.

Wie das Ahnenpaar auf der Schlange.

 

Ich lerne, daß wir nun, wo wir unsere Grundversorgung hergestellt haben, es das Wichigste ist, in guten nährenden Beziehungen zu sein und das Wissen darum zu erwerben und zu verbreiten wie das geht.

Miteinander in echtem Kontakt sein und uns gut und sicher miteinander fühlen.

 

Wenn wir als Menschheit das verstehen und fühlen können, wird niemand mehr in den Krieg ziehen und Gewalt ausüben wollen. Weil wir schon über Jahrtausende erfahren haben wie schädlich Kriege für uns, unsere Körper, unsere Herzen, unsere Familien, unsere Beziehungen, unsere Erde und alle nachfolgenden Generationen sind.

Weil sie gegen unsere Ur-Natur sind.

 

Weil es als Menschen unsere Natur ist zu lieben, uns zu verbinden (das Netz), schöpferisch zu sein zum Wohle aller, zu unserer gegenseitigen Entwicklung beizutragen und uns aneinander und miteinander zu freuen.

Und das Leben zu erhalten und zu feiern in all seiner Fülle.

 

 

 

 

 

 

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam  27. April und 06. Mai 2023