Alter Fischer

Das Bild "Alter Fischer" setzt sich kollageartig aus einem historischen Postkartenportrait, Naturelementen und Elementen bretonischer Kulturen zusammen. Da ich nie selbst in der Bretagne war, zog ich einen Reiseführer zu Rate, um geeignete Vorlagen für den Hintergrund zu finden.

Des Fischers Tracht ist sein Ölzeug und im Original nicht gemustert. Hier zeigte mir ein Stein aus dem Hügelgrab (Cairn) der Insel Gavrinis eine passende herrliche Liniengravur. (Was könnte das Alter besser ausdrücken als jungsteinzeitliche Ritzmuster von vor 6500 Jahren?) Ergänzt mit Spiralmustern einer irischen Megalithkultur von Newgrange, sowie mittelalterlichen Fischen, Knoten und einem Fischmonster. Dieses Monster, sowie viele andere Dämonen, Piraten und Fantasiewesen findet man auf den Klippen von Rotheneuf, wo sie der Gemeindepfarrer Abbé Fouré (1839 - 1910) 25 Jahre einsiedlerisch in Stein gehauen hat.

In der Landschaft im Hintergrund kann man eine Windmühle, historische, mit Steinen eingehegte Felder, das berühmte "La Maison du Gouffre" ( "Schlund-Haus", zwischen zwei Felsen gebautes Wohnhaus) in Plougrescant, ein steinzeitliches Hügelgrab wie z.B. in Locmariaquer, megalithische Menhir-Steinreihen wie z.B. von Carnac, eine Festung wie das "Fort la Latte" am Cap Fréhel, kleine Steinpyramiden als Wohnstätte für die Zwerge, die auch Wünsche erfüllen können, wenn ihnen das für sie gebaute Haus gefällt, Fischerhäuser an der Küste und die Augen des Finistere sehen. Diese Keramik-Mosaiken hat der Künstler Pierre Chanteau an vielen großen Häfen und besonderen Plätzen der Atlantikküste angebracht, als Erinnerung und zur Unterstüzung der Seenotretter und als Schutz der Seeleute.

Die Fische entnahm ich einer alten französischen Tafel mit Meeresfischen, Süßwasserfischen und Aquariumsfischen. Sie stellen die Nahrung, die Natur, den Lebensinhalt und die Lebenstätigkeit des Fischers dar. Fische sind das Leben und stehen in vielen Kulturen auch für "Reichtum".

In die Mitte des Bildes, auf das Herz des Fischers malte ich eine Figur des Romanischen Portals von Remagen. Dieser Nix kann in Zusammenhang mit den anderen Tor-Reliefs christlich-religiös interpretiert werden. Ich fand ihn hier passend als Sinnbild für die existenzielle Verbindung von Mensch und Natur und den Reichtum des Lebens.

Das Holzfaß links vom Fischer sei gefüllt mit Lebenserfahrung, mit allem was sich im Alter angesammelt hat an Lebensgechichten, Wissen und Weisheit und Können.

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam  21. April 2022