Marylin Hirsch

Anja Mattenklott: "Marylin Hirsch", 2020 und 2021, 50 cm x 50 cm, Leinwanddruck übermalt mit Gouache und Pigmenten
Anja Mattenklott: "Marylin Hirsch", 2020 und 2021, 50 cm x 50 cm, Leinwanddruck übermalt mit Gouache und Pigmenten

Ich fand eine aussortierte Leinwand am Straßenrand mit einer berühmten Andy Warholschen Siebdruckreproduktion und dachte: " Au fein, da mach ich was Schönes draus." Da mich das Hirschthema zu der Zeit beschäftigte, verwandelte ich Marylins Büste in dieses magische Waldwesen. Es ist eine Verbindung aus männlichen und weiblichen Kräften, zart und kraftvoll zugleich, fruchtbar und friedlich, wehrhaft (z.B. gegen gehörnte Schlangen) und sexy.

Mitder Sonne wächst das Geweih und alle Pflanzen. Wenn die Sonne im Winter geht, fallen das Geweih und fast alle Blätter. Das Bild entstand um die Jahreswende 2020/21. Die Pilze sollen Glück bringen, die Gänseblümchen Gesundheit ( Man beiße das Erste im Jahr direkt am Stengelchen ab und schlucke es ohne zu kauen runter.) und Vorfreude auf den Frühling.

Wenn das Jahresrad in den Rauhnächten langsam zum Stehen kommt, braucht es einen übermächtigen Eber, um es im neuen Jahr wieder ins Rollen zu bringen. Eichhörnchen erscheinen, weil man beim Malen ebensoförmige Spekulatiuskekese knabbert.

Um den Hals trägt Marylin Hirsch einen offenen, gedrehten Wendelring (Torques), ein bronzezeitliches Schmuckstück, das man z.B. bei Germanen und Kelten fand. Eine Interpretation ist, daß es die Seele symbolisiert und die Puffer den Anfang und das Ende des Lebens.

Bei meiner Beschäftigung mit alpenländischen Trachten fand ich den Begriff "Froschmaulborte" und war entzückt über die Idee der vielen kleinen Frösche am weichen warmen Busen meines Modells.

Im Geschlechterwald aus männlichen Eichen und weiblichen Linden, vibrieren zwei Bienenvölker, die das Weibliche und Männliche in ihrer Polarität darstellen. In verschiedenen Kulturen verkörpern die Bienen die Seelen, die Fruchtbarkeit, die göttliche Weltordnung.

 

Bleibt die Frage nach dem orangen Gebilde im rosa Kreis am Hirschschwanz.

Es ist das Basis- oder Wurzelchakra, das am unteren Ende der Wirbelsäule liegt und eine Verbindung zur Erde herstellt. Der stehende Lingam repräsentiert Gott Shiva, die ihn umgebende rosane Kreisfläche die Kundalini-Energie von Göttin Shakti.

 

 

 

 

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam, 24. und 25. 07. 2021