Schwalben

"Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren."

Anja Mattenklott: "Schwalben", 24 cm x 18 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2020
Anja Mattenklott: "Schwalben", 24 cm x 18 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2020

Wir brauchen Lehmpfützen, Stroh und Pferdehaare, wir brauchen Mauern, Nischen und Dachüberstände, wir brauchen insektenfreundliche Lebensräume und Schilfufer als Rastplätze. Wir brauchen Menschen, die wissen, was Schwalben zum Leben brauchen und eine Freude daran haben, ihre Gebäude mit uns lebensfröhlichen Vögeln zu teilen.

 

Jahrhunderte gehörten Schwalben in unseren Breiten selbstverständlich in jede menschliche Siedlung und auf jeden Bauernhof. Sie gelten als Sommerboten und Glücksbringer. Sie symbolisieren Kinderglück, Erfolg, eine gute Ehe, ein harmonisches Zusammenleben, einen guten Freund, den Helfer in der Not.

 

"Zwischen zwei Zweigen, zwitschern zwei Schwalben." (Zungenbrecher)

 

Im April kommen die ersten zum Brüten zu uns. Ab Oktober fliegen sie zurück ins wärmere Afrika in ihre Winterlager. Seit Jahren gehen ihre Bestände kontinuierlich zurück. Die verschiedenen Schwalbenarten sind trotz ihrer enormen Anpassungsfähigkeit vom Aussterben bedroht.

Zum einen ausgelöst durch Nahrungsvergiftung und Nahrungsmangel, durch die Intensivierung der Landwirtschaft mittels Bio-, Pesti- und sonstigen -ziden, die alle den Tod bringen. Zum anderen durch fehlende Brutmöglichkeiten, ausgelöst durch schwalbenunfreundliche Umbauten und Sanierungen vieler Gebäude, wo durch schlecht haftende Untergründe, fehlende Nischen oder fehlende Dachüberstände Nestneubauten unmöglich sind, und bei denen vielebei ihrer Nester zerstört werden, ohne Alternativen anzubieten.

Durch Hygieneverordnungen, die vorschreiben, Rinder-, Schweine-, Pferdeställe, vor Schwalben geschlossen zu halten, die dort Jahrhunderte lang traditionell ihre Jungen aufzogen, durch den Verlust an Lehmpfützen und anderen Zugängen zu Nistmaterialien, z.B. durch die Beseitigung von Feldwegen oder Versiegelung unbefestigter Hofflächen.

 

 

2014 drehte die dänische Regisseurin Phie Ambo den Dokumentarfilm "Viel Gutes erwartet uns" über den 79-jährigen Biobauern Niels Stokholm. Der ehemalige Diplom Ingenieur berührte sie durch sein tiefes Wissen, um die Prozesse des Lebens. Wie innig verbunden er mit seinen vom Aussterben bedrohten "Roten Dänischen Milchrindern" und seiner Frau Rita arbeitet und lebt. Auf ihrem Hof nördlich von Kopenhagen behalten die Tiere ihre Hörner und die Kälber bleiben mindestens sechs Monate bei der Herde.

Anhand der Kompostwirtschaft erklärt Niels, wie er den Hof als Kreislauf des Lebens begreift, zu dem alle Wesen beitragen vom Regenwurm bis zur Kuh, unter dem Einfluß der Sterne und des Mondes. Erde und Mensch und Rind sind grundlegend mit dem Universum verbunden. Sein spirituelles Wissen kollidiert regelmäßig mit aktuellen landwirtschaftlichen Verordnungen und ihren gesetzlichen Vertretern.

Dafür kann er seine Milch- und Fleischprodukte an dänische Spitzenköche verkaufen, die seine Lebensweise und seine Konzeption von Landwirtschaft durch regionale Vermarktung ermöglichen und unterstützen.

 

 

 

 

(c) Anja Mattenklott, Potsdam, 18., 20. + 22. 10. 2020