Mission Possible

Imam und Pastor machen es möglich!

Imam Muhammad Ashafa und Pastor James Wuye, einer an der Hand des anderen, gehen ihren Schicksalsweg.

In der Begegnung strahlen sie eine berührende respektvolle Harmonie aus.

Vor Jahren waren sie besessen von Gewalt gegeneinander.



In Nigeria, dem mit 180 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Afrikas, in dem 514 Sprachen und

Idiome gesprochen werden (Amtssprache Englisch), viele verschiedene Kulturen und Religionen gelebt werden,

gibt es bis heute brutale Konflikte, haupsächlich zwischen Muslimen im Norden und Christen im Süden.

 

In der Zango-Kataf-Region in Süd-Kaduna brechen 1992 religiös motivierte Kämpfe aus.

Ashafa und James, beide aufgewachsen im Klima des Hasses auf die jeweils Andersgläubigen, beide Anführer

von bewaffneten Milizen begegnen sich und doch nicht.

Weil James´Gruppe nicht gelingt, Ashafas Gruppe ausfindig zu machen, töten sie seinen alten Sufi-Mentor und zwei seiner Cousins. Während eines Gefechts verliert James seinen rechten Arm, vermutlich durch die Machete eines Mitstreiters Ashafas. Beide sind zutiefst verletzt und voller Rachegedanken gegeneinander.

 

Als Sohn eines Imams in der 14.Generation ist Muhammad Ashafas Lebensweg vorgezeichnet. Er tritt das sprituelle Erbe seiner Vorfahren an und wird selbst Imam in einer Moschee in Kaduna.

James Wuye fühlt sich durch eine, ihn im Herzen erfassende Predigt zum Pastor berufen und wird Führer der pentecoastal Church in Kaduna. Da sich die Lage nicht entspannt, bringt ein älterer religiöser Freund die Gegner zusammen mit den Worten: "Ihr beiden könnt den Staat zusammenhalten oder ihn zerstören. Tut etwas!"

 

Sie beginnen mit vorsichtigen Annäherungen: Ashafa besucht mit seinen Leuten James Mutter im Krankenhaus

und kommt später zur Beerdigung. James überwindet seine Todesangst und besucht Ashafa in der Moschee.

1995 gründen Sie das Interfaith Mediation Center, eine Organisation, die landesweit in Konfliktgebieten vermittelt, Friedensbildungsprozesse begleitet und neue christlich-muslimische Mediatorenteams ausbildet.

"Peace is DEVINE" - "Frieden ist HEILIG" predigt ihr Busheck.

Der innere Weg zueinander dauert länger. James erzählt heute lachend die Geschichte, wie er Kissen in gemeinsame Hotelzimmer mitnahm, um nachts Ashafa damit zu ersticken. Aus Rache für seinen Arm.

"Ihr könnt nicht den Glauben predigen mit Herzen voller Hass." Erfahrenere Geistliche weisen dem Muslim und

dem Christen den Weg. "Die Botschaft heißt Liebe, und der einzige Weg dahin ist, den Schmerz loszulassen und

sich zu vergeben." Das bringt eine wirkliche Wende in der inneren Haltung zueinander.

James beschreibt, daß er aufgeregt war wie ein Verliebter in der Vorfreude, Ashafa seine neue Einsicht zu demonstrieren. Als Ashafa eines Tages in einen Fluß fällt und droht zu ertrinken, ist es nun seine größte Angsst, seinen Partner zu verlieren.


Schicksalswege auf einer Männerhose - eine Bildbetrachtung

Anja Mattenklott: "Mission Possible", 2016, 70 cm x 50 cm, Gouache, Pigmente auf Karton
Anja Mattenklott: "Mission Possible", 2016, 70 cm x 50 cm, Gouache, Pigmente auf Karton

Auf der Suche nach einem stimmigen Muster für diese Geschichte fand ich eine Nigerianische Männerhose von 1920-25, ausgestellt im "Royal Ontario Museum" in Kanada.

Die symmetrisch gestickten Symbole spiegeln die ähnlichen Stationen der Geistlichen, Imam Ashafa links, Pastor James rechts und bilden in ihrer Verbindung eine Art Lebensweg. Das Kleidungsstück steht für ihr gemeinsames Männerschicksal.

Unter der Hose finden wir ein Webstoffmuster der Igbo-Frauen aus Akwete, einer kleinen Stadt im Süden Nigerias. Seine Betrachtung eröffnete mir Metapher für den Weg der Dargestellten:

Jeweils zwei dünne Fäden werden in Abständen durch Punkte verbunden und so zu einem stärkeren Faden vereint.

Jeweils zwei stärkere Fäden laufen parallel.

Mal besucht der blaue Faden die roten Fäden, mal der rote Faden die blauen Fäden.

In den weißen Streifen der Hosenbeinenden wiederholen sich die Parallelen.

Dazwischen habe ich Zitate aufgenommen, die jeweils die spirituell durchdrungene Hingabe der Männer

zueinander ausdrücken.

Zurück auf der Hose entdecken wir Ornamente aus zwei ineinander verschlungenen schmalen Rechtecken, die Salomonsknoten. Sie sind seit uralten Zeiten in vielen Kulturen verbreitet und haben mehrere Bedeutungen:

 

1. Die Ewigkeit und Unsterblichkeit, weil es keinen Anfang und kein Ende gibt.

2. Eine Liebesverbindung, weil zwei Ringe ineinander verschlungen sind.

3. Eine religiöse Verbindung.

 

Auf dem Hosenbund  finden sich auf der rechten Seite Zitate von James Wuye, auf der linken Zitate von

Muhammad Ashafa. Eines davon ist die Ubuntu-Philosophie: "Ich bin wer ich bin, weil du bist wer du bist."

Vermittlung von respektvoller Haltung und Wissen über Zusammenhänge zwischen Menschen.

"Ubuntu" bedeutet "Nächstenliebe", "Menschlichkeit" und "Gemeinsinn" in der Bantusprachfamilie der Zulu

und Xsosa, Südafrika.

 

"Die Gesellschaft wird nur besser, wenn wir uns alle als eine menschliche Familie betrachten.", ist eine Botschaft Ashafas. In den vielen Sternen am roten Firmament tummeln sich friedlich die Unterschiede.

 

Der Mond links symbolisiert den Islam.

 

Die Sonne rechts das Christentum.

 

Mittig halten sich zwei weiße Sterne an den Zacken.

Einer trägt einen goldenen islamischen Halbmond, einer ein goldenes christliches Kreuz.

In einem Interwiew erklärten der Imam und der Pastor, gemeinsam in den Himmel gehen zu wollen,

wenn es soweit ist.

(c) Anja Mattenklott, 13./14. Januar 2017