Hallingdans

Anja Mattenklott: Vor- bzw Unterzeichnung zum "Hallingdans", 2016, 100 cm x 70 cm, Buntstift auf Karton
Anja Mattenklott: Vor- bzw Unterzeichnung zum "Hallingdans", 2016, 100 cm x 70 cm, Buntstift auf Karton

2015 kam ich beim Rudolstädter Folkfestival in den Genuß, die norwegische "Frikar Dance Company" zu erleben. Gegründet 2006 von dem international erfolgreichen Choreografen Halgrim Hansegard, in sich 32 artistische Tänzer aus 4 Kontinenten vereinend, die sich im Wesen der Erforschung der Natur des Menschen und ihrem Ausdruck in der kreativen Bewegung widmen. Aus den Wurzeln des norwegischen Volkstanzes entwickeln sie moderne Tanzformen, in die auch Elemente von Breakdance und Capoeira einfließen.

 

In Rudolstadt erfüllten drei leidenschaftliche junge Männer die Bühne mit ihren, aus einer großen ovalen Tanzbewegung immer wieder neu entstehenden Figuren. Ihre spannungsvolle Leichtigkeit, spielerische Erzählfreude, kaleidoskopartiger Formenreichtum und die hohe Ästhetik der Bewegung beeindruckten mich tief.

Begleitet wurden sie von Jan Breitohaugen Granli auf der Hardangerfiedel. Diese Geige hat neben den 4 Spielsaiten weitere 4 bis 5 Resonanzsaiten, die unter dem Griffbrett verlaufen. Die Musik hat etwas Sphärisches, himmelblau rhythmisch, auf hohen Bergweiden Schwebendes für mich.

Einer der vorgestellten Tänze war der Hallingdans. Benannt nach der Region Hallingdal, wird er traditionell von jungen Männern auf Hochzeiten und Feiern vorgeführt. Um der Weiblichkeit im Allgemeinen oder einer Dame im Besonderen zu imponieren, beginnt der Werbende seinen "lausdans", seinen Solotanz.

 

Er reicht der Frau seinen Hut und dreht lässig tanzend eine Runde nach der anderen. Dabei vollführt er Staunen und Raunen erzeugende, charmante Kunststücke wie zum Beispiel das "hoppe over leggen" - einen Fuß festhalten und mit dem restlichen Bein durch die entstandene Öffnung springen, das "nakkespretten" - eine Rückwärtsrolle mit Sprung in den Stand, das "kruking" - eine Art Kosakentanz oder "karte over geita" - sich über die Ziege werfen.

Auf dem Höhepunkt stellt sich die Frau auf einen Stuhl und hält den Hut an einem langen Stab etwa 2,3 m bis 2,8 m über dem Boden.

Der Tänzer ist herausgefordert, denselben in einer Sprungbewegung, dem "hallingkast", mit dem Fuß abzuschlagen.

 

 

 

(c) Anja Mattenklott, 12. + 13. Januar 2017

Anja Mattenklott: "Hallingdans", 2016, 100 cm x 70 cm, Pigmente, Gouache, Graphit auf Karton
Anja Mattenklott: "Hallingdans", 2016, 100 cm x 70 cm, Pigmente, Gouache, Graphit auf Karton