Wredenhagen

Anja Mattenklott, "Wredenhagen", 40 cm x 50 cm , Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2020 und 2021
Anja Mattenklott, "Wredenhagen", 40 cm x 50 cm , Gouache, Pigmente auf Leinwand, 2020 und 2021

Wredenhagen ist für mich der Inbegriff des Paradieses. Hier lernte ich meine Großeltern mütterlicherseits, meine Onkels und Tanten, Cousin und Cousine kennen. Hier spielte ich mit den Fröschen auf der Wiese, trat barfuß in Hühnerkacke, beobachtete dieLibellen an der Elde, kaufte mir Eis im Dorfladen und wartete sehnlichst bis die Sonne das Wasser in der Zinkwanne im Hofgenug erwärmt hatte, daß meine Oma mirerlaubte, darinzu baden.

Es gab Gänse, Kaninchen, Hühner und Tauben.Wenn wie aus der Stadt zu Besuch kamen, kochte meine Oma ein großes Festessen mit Hühnersuppe und manchmal Tauben und ich war selig, wenn wir zu zehnt, zu zwölft laut palavernd um einen großen Tisch saßen und aßen.

Als meine Oma starb, war ich sieben Jahre alt und es war, wie wenn die Seele aus diesem meinem Paradies gegangen war.

39 Jahre später fahre ich immernoch dort hin und besuche meine alten Onkels mit inzwischen neuen Tanten und meine Cousine, wenn sie da ist und wir genießen unser Zusammensein am etwas kleineren Eßtisch.

Mein jüngster Onkel hat den Hof übernommen, hält immernoch Gänse, Kaninchen und Hühner.

Das Bild ist eine Mischung aus Erinnerung, Phantasie und Realität. Meine Oma hat mich nie erwachsen erlebt und wir gingen nie Hand in Hand die Gänse heim treiben. Dennoch ist sie immer bei mir. Sie ging mir als Ahnin voraus und gab mir soviel mit auf meinen Weg mit ihrem ganzen Sein. Das ist schwer zu erklären.

Bei ihr und an diesem Ort finde ich Kraft und Ruhe, da bin ich mit allem verbunden.

 

 

 

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam 24. und 25. 07. 2021